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28. März 2023

„Es spricht sich herum, dass unsere Ausbildung spannend ist“ – Interview mit Bäckermeister Thomas Bubner

Thomas Buben Bäckermeister

Thomas Bubner führt in fünfter Generation die Familienbäckerei Bubner im brandenburgischen 10.000-Einwohner-Ort Doberlug-Kirchhain. Eigentlich tiefste Provinz. Doch Bäckermeister Bubner schickt seine Lehrlinge gerne in die weite Welt hinaus. „Dort sollen sie ihren Horizont erweitern“, sagt  er. Diese und andere Maßnahmen haben ihm 2020 den „Heribert-Späth-Preis“ eingebracht – die höchste Auszeichnung, die das deutsche Handwerk für besondere Ausbildungsleistungen vergibt. 2023 schickt er seinen ersten Lehrling im Rahmen eines Erasmus-Programmes nach Irland. Warum er das fördert, was er sich dadurch erhofft und welche Herausforderungen sich dabei ergeben, erzählt er uns im Interview.

1. Herr Bubner, die Familienbäckerei Bubner ist ein besonderer Ausbildungsbetrieb. Was macht ihn so besonders?

Das Besondere ist, dass wir schon immer ausbilden. Seit mehreren Generationen. Diese Kontinuität hat sich in unserem Unternehmen etabliert – bei allen Mitarbeitern. Wir müssen niemanden davon überzeugen, dass wir ausbilden. Das ist nicht selbstverständlich, denn Ausbilden macht schon Arbeit. Auszubildende sind junge Menschen, die gerade ins Berufsleben einsteigen. Der ständige Wechsel zwischen schulischer und praktischer Ausbildung und dann noch die privaten Herausforderungen sind für diese jungen Menschen kein Zuckerschlecken. Die Ausbildenden benötigen viel Geduld und Fingerspitzengefühl.
 

2. Warum ist es Ihnen als Ausbilder so ein wichtiges Anliegen, dass Ihre Azubis Erfahrungen im Ausland sammeln?

Ich mache mir nichts vor, eine Ausbildung zum Bäcker ist für manche Azubis nur Plan B oder C. Diese jungen Leute muss man natürlich überzeugen, damit Liebe und Begeisterung für den Bäckerberuf entstehen. Eine Auslandserfahrung ist für mich nur eine Möglichkeit, den Horizont der Azubis zu erweitern und die Ausbildung aufzulockern. Eine weitere Option sind Weiterbildungen. Bei uns kann ein Bäcker zum Beispiel einen Marzipan- oder Schokoladenkurs belegen, auch wenn das nicht zwingend zum Berufsbild gehört. Viel wichtiger ist für mich, dass der Arbeitsalltag durchbrochen wird. Und: Unsere Jugendlichen sind natürlich gut vernetzt. Es spricht sich herum, dass unsere Ausbildung spannend ist. Das wirkt sich auch auf die Bewerberzahlen aus.
 

3. Was sind die Herausforderungen, wenn man seine Azubis ins Ausland schickt?

Das ist sicherlich die Sprache. Bei klassischen Austauschprogrammen, d.h., unser Lehrling geht nach Frankreich und ein französischer Geselle kommt zu uns, kommt es nicht selten vor, dass man sich mit Händen und Füßen verständigen muss.
 

4. Was bekommen Sie für Rückmeldungen von Ihren Azubis?

Alle Azubis sind durchweg begeistert von den Auslandsaufenthalten. Auch, wenn das immer eine etwas anstrengendere Zeit ist. Es kommt immer ein Wissenstransfer zustande und die Erfahrungen, die unsere Lehrlinge im Ausland sammeln, bringen sie im Anschluss gerne in unserem Betrieb ein. Das hilft uns als Bäckerei weiter. In erster Linie ist es aber eine Erweiterung des Erfahrungsschatzes unserer Lehrlinge und das bestätigen sie mir auch so.
 

5. Würden Sie anderen Betrieben diesen Ansatz weiterempfehlen oder lässt er sich nicht so einfach übertragen?

Das Modell lässt sich auf jeden Fall übertragen. Teilweise sind die Austauschprogramme von den Handwerkskammern organisiert. Wir hatten zum Beispiel einmal einen polnischen Austausch, den ich sehr positiv in Erinnerung habe.
 

6. Was würden Sie Betrieben mit auf den Weg geben, die ihre Auszubildenen ins Ausland schicken wollen?

Man sollte die Programme von Partnern nutzen. Das Erasmus-Programm bietet sich da an. Bei uns in der Region organisiert die Handwerkskammer Cottbus mit dem Oberstufenzentrum Spree-Neiße einen jährlichen Lehrlingsaustausch mit der Handwerkskammer Lons-le-Saunier in Frankreich. Mir haben bei der Handwerkskammer Cottbus die Mobilitätsberater sehr geholfen. Die gibt es übrigens in fast jeder Handwerkskammer in Deutschland. Bei der Finanzierung der Projekte hilft unter anderem das deutsch-französische Austauschprogramm ProTandem. Ich würde zudem empfehlen, die Lehrlinge in den ersten beiden Jahren für einen Austausch ins Ausland zu schicken. In der Zeit kommt es besonders stark darauf an, die jungen Leute für den Beruf zu begeistern.
 

Mehr Informationen zur Ausbildung im Ausland finden Sie unter: www.berufsbildung-ohne-grenzen.de

Weitere Infos gibt es hier: