„Ich kann mich vor Bewerbungen kaum retten“ – Interview mit Schreiner Adrian Pautz
Adrian Pautz bildet in seiner fränkischen Möbelmanufaktur aus. Das Besondere: Bei seiner Teilzeitausbildung profitieren die Auszubildenden von ihrer bisherigen Berufserfahrung. So gewinnen beide Seiten. Ein Modell, dass sich auch für andere Handwerksbetriebe lohnen könnte.
Herr Pautz, Sie sorgten mit Ihrem besonderen Teilzeit-Ausbildungsmodell für Schlagzeilen, der Bayerische Rundfunk stand bei Ihnen auf der Matte. Hat Sie das gewundert?
Nein, das hat mich nicht gewundert. Um ehrlich zu sein, haben wir das sogar ein bisschen forciert. Mir war bewusst, dass wir in eine Nische stoßen. Wir haben sogar aktiv die Medien angeschrieben und gefragt, ob sie Interesse an der Geschichte haben.
Die mediale Berichterstattung war sicher nicht das Hauptziel. Was hat Sie dazu bewegt, eine Teilzeitausbildung bei sich im Betrieb einzuführen?
Auf das Teilzeitsystem sind wir gekommen, weil bei uns bereits eine Angestellte in Teilzeit im Büro gearbeitet hat, die parallel eine handwerkliche Ausbildung absolvieren wollte. Wir haben dann überlegt, wie wir das umsetzen können, weil ich nicht meine beste Bürokraft verlieren wollte. Nach einer Recherche sind wir auf die Teilzeitausbildung gestoßen.
Was waren die Herausforderungen, als Sie sich für dieses Modell entschieden haben?
Dieses Modell wendet so gut wie niemand an und es ist kaum bekannt. Wir mussten sogar die Berufsschulen informieren, wie das funktioniert. Zum Glück hat uns die Handwerkskammer dabei gut unterstützt. Es ist nämlich recht kompliziert, die tatsächliche Länge der Teilzeit-Ausbildung zu bestimmen. Im Berufsalltag kommt hinzu, dass ich als Chef jeden Tag einen Lehrling im Betrieb haben möchte. Die Tage in Berufsschule, Werkstatt und Büro unter einen Hut zu bekommen, ist nicht einfach in der Planung.
Wie hoch ist denn die Nachfrage und die Zahl Ihrer Bewerber?
Ich kann mich vor Bewerbungen kaum retten. Es ist nicht einfach, mir aus der ganzen Flut an Bewerberinnen und Bewerbern die besten rauszusuchen. Wir haben das Modell nicht eingeführt, weil wir keine Nachfrage haben, sondern vielmehr, um unseren Beschäftigten den Weg für eine handwerkliche Ausbildung neben ihrem eigentlichen Beruf zu ermöglichen.
Lässt sich das Modell Ihrer Meinung nach auf andere Betriebe übertragen?
Auf jeden Fall. Ich habe seit der Berichterstattung im Bayerischen Rundfunk Anfragen aus ganz Bayern – gezielt wegen des Teilzeitmodells. Das waren nicht nur Auszubildende, sondern auch Betriebe. Würden das mehr Betriebe anbieten, bekämen sie sicher mehr Auszubildende.
Was würden Sie Betrieben mit auf den Weg geben, wenn sie solch ein System einführen wollen?
Wir profitieren von der Lebenserfahrung und vor allem von der Berufserfahrung unserer Auszubildenden in Teilzeit. Wir kommen so an Arbeitskräfte, die wir sonst nicht für unseren Betrieb gewinnen könnten. Darauf sollte man als Betrieb gezielt achten. Im Berufsalltag haben wir zudem die Erfahrung gemacht, dass die Auszubildenden jeweils am Stück in der Werkstatt arbeiten sollten. Die Umstellung von Schul- und Arbeitszeit ist zu groß, um die Tage aufzusplitten.